Bienenfreundliche Blumen für das Beedabei Kunstwerk in Uschhorod, Ukraine

Zwei Wochen vor Beginn des Kunstwerkes Beedabei Brücke Verbundenheit sprachen wir mit Alexander Chabanov über eine bienenfreundiche Bepflanzung für die Kästen. Wie das so gelaufen ist, könnt ihr hier nachlesen. Wir danken der Stiftung Verbundenheit, dass wir diesen Beitrag von Ihrer Website übernehmen durften.

Das Naturkunstwerk Beedabei in Uschhorod, Ukraine

Von Alexander Chabanov – Stiftung Verbundenheit

Kapitel I

Bienenfreundlichkeit

Die Natur hat jederzeit Recht und gerade da am gründlichsten,
wo wir sie am wenigsten begreifen.
Johan Wolfgang von Goethe

– „Wie wäre es mit Rosen??“ – rief ich begeistert in meine Zoom-Kamera. Die Idee des Projekts hat mich wirklich fasziniert. Ich war froh und aktiv.–

– „Nee, Rosen passen nicht, auf die setzt sich die Biene eben nicht.“ – antworteten Peter und Gisela ruhig und lächelten. Sie lächelten immer. Ok, ich zuerst auch.

– „Ok. Petunien!“ – unsere Zoom-Konferenz dauerte schon eine halbe Stunde.

– „Die sind zu tief. Da kommen die Bienen nicht ran. Aber sonst ist alles in Ordnung.“-sagten die Entwickler des Beedabei-Projektes gelassen und lächelten wieder.

– „Nix ist in Ordnung!!! Wir haben in 2 Wochen die Beedabei-Aktion in Uschhorod und ich weiß nicht mal, welche Blumen da einsetzbar sind. Und beide versuchen mich noch zu beruhigen!“ – dachte ich und lächelte zurück. „Dann Geranien!“ – meine Hoffnung gab noch nicht nach, aber meine Kenntnisse in Bio schon.

– „Leider ist der Duft der Geranie für Bienen nicht interessant. Dazu ist es die gefüllte Blume.“ – meine Gesprächspartner wirkten immer ruhiger, ich stattdessen wurde immer nervöser.

– „Tagetes! Ja, genau! Tagetes!! Die wachsen bei uns überall und sind in verschiedenen Farben zu kriegen!“ – strahlte ich vor Freude, das war so einfach, beinahe genial.

– „Tagetes zeichnen sich auch durch gefüllte Blüten aus.“ – nettes Lächeln von den Entwicklern der Bienenfutterstellen in den Städten Europas.

– „Ich kapiere gar nichts! Was bedeutet gefüllte Blüte?!“ – brüllte ich in die Kamera schon wirklich entsetzt. Wir kommunizieren schon seit einer Woche per E-Mail und ich hoffte, dass die Zoom-Konferenz etwas bringt. Aber es sah so aus, dass das Gegenteil der Fall wäre.

– „Gefüllt bedeutet nur, dass so viele Blütenblätter da sind, dass die Bienen nicht mehr an das Innere der Blume kommen, an den Stempel, wo der Nektar produziert wird.“ –ein wunderschönes Paar, immer freundlich und lieb.

Ich brauchte dringend eine Person, die im Bereich Bienenfreundlichkeit etwas mehr nachvollzieht, als ich und zwar vor Ort und sehr dringend, möglichst gestern noch.

Kapitel II


Interview mit Maryna Alechko


Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur,
sondern nur im Gegensatz zu dem,
was wir über die Natur wissen.
St. Augustin

Und ich habe sie gefunden. 80 km von Uschhorod entfernt wohnt eine junge Dame, die die Sprache der Blumen beherrscht. Sie heißt Maryna Alechko (30 J.a., geb. Semak) und auf ihre Blumen setzen sich Bienen und Hummeln sehr gern. Maryna war bereit, an dem Beedabei-Projekt teilzunehmen und 100 Blumenbalkonkästen mit bienenfreundlichen Blumen verschiedenster Arten und nach bestimmten Farben zu bepflanzen.


TA: „Maryna, wie war Ihre erste Reaktion auf die Beedabei-Aktion in Uschhorod?“

MA: „Das fand ich einfach prima! Es ist eine ganz tolle Idee, die Blumeninstallation auf dem Theaterplatz in Hauptstadt von Transkarpatien als Zeichen der kulturellen Unterstützung der Europäischen Union aufzubauen. Und vor allem so, dass die Bienchen ihre Nahrung finden könnten!“
(Maryna benutz das Wort Biene nie, nur das Bienchen. 😀 Red.)

TA: „War es für Sie nicht so eine Art Herausforderung?“

MA: „Oh, doch! Der zweite Gedanke nach der Freude war: Wie schaffen wir das? Am Ende der Saison noch dazu? Zum Glück kann man noch Blumen bei meiner Mutter und bei meinen Schwestern holen.“

TA: „Ist es ein Familienbetrieb also?“

MA: „Ja, meine Eltern haben schon immer eine Gärtnerei bewirtschaftet. Meine Kindheit habe ich im Treibhaus verbracht, zwischen den Blumen, mit meinen Geschwistern. Wir haben dort immer gespielt und den Eltern geholfen. Es war schon immer ein Familienbetreib.“ – lächelt sie.

TA: „Wie viele Geschwister haben Sie?“

MA: „Wir waren 9 Kinder in der Familie. Ich bin die älteste. Meine Mutter hat 2 Mal Zwillinge zur Welt gebracht.“ – lacht Maryna, nachdem sie meinen Gesichtsausdruck gesehen hat.

TA: „9 Kinder! Zweimal Zwillinge??“ – da bin ich aber überrascht.

MA: „Ja, erstes Mal waren das 2 Mädchen, zweites ein Mädchen und ein Junge.“

TA: „Da hatten Ihre Eltern Glück mit den Helfern. Von so einer Unterstützung kann man nur träumen. Und wer hilft Ihnen im Treibhaus? Wie ich weiß, wohnen Sie jetzt von Ihren Eltern getrennt.“

MA: „Ja, nachdem ich meinen Mann geheiratet habe, sind wir umgezogen. Da habe ich mein eigenes Treibhaus aufgebaut. Mein Mann fährt den Zugwagen und ist oft unterwegs. Aber meine Tochter Olessja hilft mir sehr gern.“

TA: „Wie alt ist Olessja?“

MA: „Olessja ist 7 Jahre alt und verbringt sehr viel Zeit in der Gärtnerei, oft mit ihren Freunden. Sie spielen da.“ – lächelt sie wieder. Ein Lächeln, das beruhigt. 😀

TA: „Sie waren also immer ein Naturkind“

MA: „Jain, nach der Schule habe ich meine Ausbildung gemacht und habe sogar 2 Jahre als Krankenschwester gearbeitet. Es gab also eine kurze Etappe meines Lebens ohne Blumen.“

TA: „Sie mussten für das Beedabei-Kunstwerk 100 große Blumenkästen mit bienenfreundlichen Pflanzen bepflanzen, und zwar: 13 mit gelben Blumen, 42 mit blauen und 45 mit bunten. Hatten Sie genug Blumen?“

MA: „Nicht ganz. Aber ich wusste immer, dass ich mich auf meine Eltern und Geschwister verlassen kann. Und so war es auch: Eines Tages habe ich die Blumen mit kaltem Wasser gegossen und Lobelien sind kaputt gegangen. Da habe ich mich an meine Schwester gewendet und sie hat mir die Blumen gegeben“ – lächelt sie wieder.

TA: „Entschuldigung. Ich verstehe nicht ganz. Mit dem kalten Wasser die Blumen zu gießen, ist doch gut, oder?“

MA: „Ja, aber im Treibhaus war schon viel zu warm und entstand Dampf. Der hat Lobelien kaputt gemacht. Man musste sie ganz früh am Morgen gießen.“

TA: „Und was haben Sie dann gemacht?“

MA: „Ganz einfach. Ich habe meine Schwester angerufen und habe gesagt, dass ich bei ihr jetzt mit dem Auto komme und Lobelien hole. Und das war`s. Sie hat nur gefragt, wie viele ich nun brauche. Und ich brauchte sehr viele. Ursprünglich war abgesprochen, dass wir 5-6 Blumen in den Kasten pflanzen. In Wirklichkeit passen da viel mehr rein: 10, 12, manchmal sogar 14 Pflanzen. Sonst sieht der Kasten kahl aus. Und ich habe versucht, möglichst schnell das zu machen, um die Zeit vor der Installation zu gewinnen, weil sich die Pflanzen miteinander „kommunizieren“ müssen. Sie brauchen Zeit, um in den Grund reinzuwachsen; Einige ziehen sich nach rechts oder links, die Anderen hoch, so bekommt der gepflanzte Blumenkasten eine Form und Struktur.“

TA: „Aber das haben Sie hervorragend gemacht, Frau Alechko. Es war wundervoll! Die Bürger und Gäste von Uschhorod (darunter auch viele Binnenflüchtlinge) sind am 8. Juni 2022 an den Theaterplatz gekommen, haben dieses meisterhaft gepflanzte Beedabei-Kunstwerk beobachtet und gelächelt. Sie haben Ihre Blumen bewundert und für einen Moment den Krieg vergessen.“

MA: „Vielen Dank! Es war auch unser Hauptziel… Und die Bienchen.“ 😀

Die Blumen sind ein Lächeln Gottes auf der Erde.
Aus Indien

Für jeden Beedabei Kasten ein Fähnchen in Ukrainisch von Olessja
. . . und für einen Moment den Krieg vergessen

Hier geht es zum Kunstwerk in Uschhorod: https://beedabei.de/beedabei-bruecke-verbundenheit-uschhorod/